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Claudia Riedelsheimer

„Alle im Haus waren sehr angespannt“

Interview zwischen der Referentin des Oberbürgermeisters A. Feist und Einrichtungsleiterin C. Riedelsheimer

Frau Riedelsheimer, wie ist die Stimmung zur Zeit im Bürgerspital? 

Gut! Wir haben uns weitgehend an die Gegebenheiten gewöhnt, die Abläufe sind auch bei den Mitarbeitern fest drin und dass es wieder Besuche gibt tut gut. Aber man merkt zugleich im Haus: Wir sind heilfroh dass wir gegenwärtig aus der Corona-Krise heil rausgekommen sind, gottseidank ohne Infektion, weder bei den Bewohnern noch bei den Mitarbeitern. 

Wie waren die vergangenen Monate? 

Es war eine heftige Zeit, eine sehr stressige und angespannte Zeit, aber wir haben es gut durch die Krise geschafft, unter anderem mit dementsprechenden Hygienemaßnahmen und einem Aufnahmestopp. Die Beschaffung von Schutzausrüstung war Anfangs schwierig, da haben wir etliche Stunden mit Beschaffungsmanagement zugebracht. Aber wir wurden auch unterstützt vom Landratsamt und die Lage hat sich inzwischen entspannt. Wir haben alles was wir brauchen und hatten auch die vergangenen Monate immer alles ausreichend da. Zeitintensiv war das aber auf jeden Fall.  

Was hat diese Zeit für Sie und die Mitarbeiter persönlich bedeutet? 

Da muss ich mich erst mal herzlich bei meinen Mitarbeitern bedanken, die wirklich großartiges geleistet haben. Die sich diszipliniert an die Hygienemaßnahmen gehalten haben, die konsequent ihre sozialen Kontakte zuhause komplett eingefroren haben, um sich nicht zu infizieren, und die sich auf die Arbeit hier und den Schutz der Bewohner konzentriert haben. Da sag ich Wow – großartig, das war echt toll. Denn das ist ja echt anstrengend: Die Hygienemaßnahmen umzusetzten bedeutet auch, komplette 8-Stunden-Schichten über nur mit Maske, oftmals mit Vollschutz für die Mitarbeiter in der Pflege. Und natürlich auch dieser psychische Druck: lass es hoffentlich bei uns nicht passieren! Also das hat man schon mitbekommen: dass alle im Haus sehr angespannt waren, vor allem am Anfang.

Wie haben Sie die Stimmung der Bewohner wahrgenommen? 

Es war am Anfang erstaunlicher Weise sehr entspannt, ganz ruhig, und man hat es direkt auch genossen auf dieser „Insel“ Bürgerspital zu sein. Aber so ungefähr eine Woche, bevor es dann wieder Besuche gab, haben wir schon gemerkt: jetzt fehlen die Besuche. Wir haben natürlich in all der Zeit versucht die Kontakte zu den Angehörigen aufrecht zu erhalten, mit Skype, mit Telefonie, mit Briefen, und das wurde gut angenommen. 

Wie haben Sie für Programm und Abwechslung gesorgt? 

Wir haben die Großaktivitäten zwar einstellen müssen, also zum Beispiel Kirchgänge oder Kinobesuche, aber wir haben trotzdem versucht, auf den Wohnbereichen Aktionen zu machen, in Kleingruppen, etwa eine kleine Feier zu Muttertag und Vatertag. Und es gab sehr viel Einzeltherapie durch unsere Betreuungskräfte, die verstärkt darauf geachtet haben, dass alle Bewohner eine persönliche Ansprache und Beschäftigung noch haben. 

Wie sind die Angehörigen mit der Situation umgegangen? 

Auch da sage ich ein großes Dankeschön: Es war großartig wie die Angehörigen reagiert haben! Alle haben sich an das Besuchsverbot gehalten und Geschenke, Post oder Blumen nur nach vorheriger Anmeldung vor dem Haus abgegeben. Und auch jetzt läuft die Anmeldung zu den Besuchszeiten gut, niemand kommt spontan ohne uns vorher anzurufen. Vor allem aber haben wir in den zurückliegenden Wochen völliges Verständnis erfahren. Mit der Rückmeldung: Hauptsache ihr und alle bleiben gesund, wir halten uns an alle Einschränkungen die dafür notwendig sind. Respekt und Danke dafür, denn ich weiß wie schwierig es ist, Angehörige hier zu haben und nicht den persönlichen Kontakt wie gewohnt haben zu können. 

Wie haben Sie dieses gute Miteinander unterstützt?

Wir haben mit den Angehörigen Kontakt gehalten und über die jeweiligen Maßnahmen informiert. Zum Beispiel haben wir zu Beginn des Besuchsverbotes alle Angehörigen angerufen und auch als Besuche wieder eingeschränkt möglich waren, haben wir das allen Angehörigen persönlich am Telefon weitergegeben und auch erklärt, wie wir das organisieren. Zwischendurch gab es ein Informationsblatt mit Auskunft, wie Kontakt gehalten werden kann. Auf unserer Webseite haben wir verstärkt Infos weitergegeben und jederzeit konnten sich Angehörige natürlich auch mit den Pflegekräften austauschen oder mit uns hier in der Verwaltung.  

Wie haben Sie die landesweiten Meldungen über Corona-Ausbrüche in Altenheimen wahrgenommen? 

Das geht einem sehr, sehr nahe. Auch wir hatten die Angst, dass es bei uns ausbrechen könnte, die Gefahr war in jeder Einrichtung da. Und wenn ich mir vorstellen müsste, es hätte viele unserer Bewohner getroffen, zu denen wir ja alle eine Bindung haben und man begleitet die dann durch diese schwierige Phase – also das hat mich das schon sehr betroffen gemacht. Ich hoffe dass in den Einrichtungen, die das durchmachen mussten, es jetzt wieder besser geht und diese Zeit vorbei ist.  

Wie wird es im Bürgerspital mit den Besuchsmöglichkeiten weitergehen?

Ministerpräsident Söder hat in seiner Pressekonferenz diese Woche mitgeteilt, dass es weitere Lockerungen auch in Pflegeeinrichtungen geben wird, die im Detail aber noch ausgearbeitet werden müssen. Fest steht, dass die aktuelle bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung bis 28. Juni verlängert worden ist und an diese werden wir uns halten. Das bedeutet weiterhin noch Anmeldung, ein Besucher pro Bewohner, nur feste Bezugspersonen und maximal eine halbe Stunde Besuchszeit bis Ende Juni. Bei den nächsten Lockerungen werden wir natürlich die Informationen dementsprechend an die Angehörigen wieder weitergeben. Ich denke aber, auch in der Zukunft wird in den Pflegeheimen nichts normal sein. Wir werden weiterhin ganz gezielt und vorsichtig aufnehmen, weiterhin Schutzkonzepte erstellen und umsetzen um unsere Bewohner zu schützen, denn Corona gibt es nach wie vor.

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